Autor Thema: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...  (Gelesen 5472 mal)

Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #15 am: 14. Oktober 2020, 12:24:21 »
Wir alle kennen die Situation! Da sieht das Pferd irgendwelche "Gespenster" und mach einen riesigen Zampano um nix. Das kann ein Gartenstuhl (der da sonst nicht steht  ;D ) neben dem Reitplatz sein, oder auch ein komisch gefärbtes Blatt am Wegesrand.

Früher habe ich dem Pferd die "Gefahr" gezeigt. Bin da extra hin und habe die Gefahrenquelle berührt. Dem Zossen gut zugeredet.

Dafür habe ich vor etlichen Jahrn auch viel Mecker bekommen! Damit würde ich die "Gefahr" ja nur noch größer reden. Das Pferd bestärken, daß da wirklich was gaaaaanz gruseliges ist. Da habe ich auch erstmal dumm geguckt! Ja was soll man denn sonst tun? Ich fand die Ansage dämlich! Und jetzt meine ich nicht die Situationen, wo man selber zuerst Streß hat und das aufs Pferd überträgt! Sondern Dinge, die man selber wirklich als völlig ungefährlich erkannt hat und man eigentlich total tiefenentspannt ist. Weil man eben genau weiß, daß der Gartenstuhl gleich NICHT plötzlich aufstehen und davon laufen wird.  ;D

Aber ich bekam den Ratschlag, einfach nix zu tun. Einfach weiter zu machen, mit dem was ich sowieso gerade vor hätte. Dem Pferd bitte signalisieren: "Du regst Dich da gerade völlig sinnlos auf, ich habe schon längst erkannt, daß da nix iss und mit mir zusammen kannst Du da vorbei!"

Ich erinner mich noch genau, daß ich in dem Moment reichlich säuerlich geguckt haben muss und im Stillen gedacht habe: "Alte, Du kannz mich mal! Datt iss abba sowatt von Quatsch!"

Aber nur versuch macht kluch - und tatsächlich klappt die "einfach-ignorieren" Taktik in vielen Fällen. Nicht immer - das muß ich auch zugeben! Aber eben doch oft. Letztens noch! Da waren wir in der Reithalle unterwegs und draußen versuchte jemand lautstark sein Pferd in den Hänger zu bugsieren. Das Pferd rappelte die Rampe ständig rauf und runter, es wurde laut geschimpft und ich hörte auch Schläge. Akando riß den Kopp hoch und ich konnte seinen Herzschlag durch den Sattel fühlen, er war zu 100% im Streß- und Fluchtmodus!

Mein erster Reflex war anhalten. Abwarten, dem Pferd Zeit geben, die Situation selber einzuschätzen und zu erkennen, daß er ja gar nicht gemeint war. Aber dann bin ich einfach meine Lektionen weiter geritten. Jaaaa, die ersten 2 - 3 Zirkel ist er immer deutlich dem Lärm und Palaver von draußen ausgewichen, aber so nach der 4. Runde entspannte er sich tatsächlich wieder und er konnte den Radau da draußen dann doch aushalten.

Das ist das Einzige "Du mußt da drüber hinweg reiten" was ich für mich persönlich akzeptieren kann.  ^-^
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Offline Kirel

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #16 am: 15. Oktober 2020, 09:18:05 »
Wie in allen Fällen besitzen beide Vorgehensweisen ihre eigene Berechtigung und hängen nur von einem entscheidenden Punkt ab: Ist das Pferd noch ansprechbar oder ist es bereits völlig auf die Gefahr fixiert?

Im ersten Fall kann man dem Pferd die Situation noch erklären ("Der Herdenchef hat das schon mal gesehen"). Im zweiten Fall übernimmt man aktiv die Führung und führt die notwendigen Entscheidungen sofort aus ("Stillstand ist der Tod").

Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #17 am: 16. Oktober 2020, 09:19:10 »
Nicht die Parade versammelt das Pferd, sondern das Loslassen!

Die Verbindung zwischen Hand und Pferdemaul sollte wie die Verbindung zwischen zwei tratschenden Freundinnen sein. Ein ständiges hin-und-her, und auch in der Intensität wechselnd.

Mal mit der Hand eine matschige Mandarine ausquetschen, mal eine Zitrone und mal eine Bio-Zitrone mit dieser furchtbar harten Schale.

Das und noch viel mehr habe ich gestern als Zuschauer bei insgesamt 6 Reitstunden von Herrn Gerd Heuschmann gelernt. Er war die ganze Zeit freundlich und geduldig, konnte sich total einfach auf die verschiedenen Baustellen von den verschiedenen Pferden und Reitern einstellen und hatte tolle Beispiele, so daß auch alle seinen Ausführungen folgen konnten. Und es war wahnsinnig spannend zu sehen, daß die Pferde aber SOFORT reagiert haben, sobald der Reiter da oben die Anweisungen umgesetzt haben!

Trotzdem hatte er aber auch Verständnis für die menschlichen Unzulänglichkeiten, die sich im Laufe der gerittenen Jahre so eingeschlichen haben und hatte oft genug auch einen kleinen Umweg parat, um es den Reitern auf ungewöhnliche Art doch noch leichter zu machen. Ich hatte vorher z.B. noch nicht von der Littauischen Zügelführung gehört und so mancher Reitschüler auch noch nicht, es funkionierte aber sofort!

Auch wenn ich mir sicher bin, daß sich meine Körperkerntemperatur am Abend um mindestens 5°C runter gekühlt hatte, war es ein toller Tag und mir schwirrte der Schädel von dem ganzen Input. Es war ein privat organisiertes Event wo "eigentlich" keine Zuschauer erlaubt waren. Aber da ich als Assistentin und seelischer Beistand einer Reiterin gebucht war, durfte ich auch die ganze Zeit dabei sein.

Ich selber möchte auch gar nicht unbedingt eine einzelne Reitstunde bei Herrn Heuschmann haben. Ich nehme gerne mit seiner Schülerin als meine Trainerin vorlieb  ;)
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Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #18 am: 27. Oktober 2020, 10:25:52 »
Dein innerer Schenkel ist wie ein Gartenzaun - das Pferd darf da keinesfalls drüber bretzeln oder anders nach innen fallen.

Das musste ich gestern dann doch mal mit Hilfe einer Gerte kurz durchsetzen. Und die Gerte war dann wirklich nur ein "Hilfsmittel", welches kurz eingesetzt und dann wieder archiviert werden konnte.  O0

Mir helfen diese inneren Bilder sehr gut, die Anweisungen umzusetzen!

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Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #19 am: 04. November 2020, 12:07:26 »
Gestern habe ich Hunger bekommen, während ich einer Stunde Beritt der Trainerin gelauscht habe! Also nicht Akando. Den reite ich bisher ausschließlich selber  ;D

- Der Pferderücken wird langsam wie Butter
- Diese Übung heißt "links oder rechts schwenken"
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Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #20 am: 30. November 2020, 11:29:01 »
Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt, dann fühlt es sich für Deine Hose auch nicht gut an!

Ihr kennt das Geräusch von reißendem Stoff? Das sofortige Einsetzen eines komischen "kühlen" Gefühls am Allerwertesten? Ja? Ihr versteht, was ich meine, oder?



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Offline robin

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #21 am: 30. November 2020, 11:31:28 »
Ja kenn ich auch und bei derzeitigem Wetter kommt das garnicht gut  :nono2:
Pferde berühren die Seele des Menschen:-)

Offline Kirel

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #22 am: 30. November 2020, 12:24:57 »
Ich kenne das nur, dass dieses große Pferd meine Klamotten in Fetzen reißt. Zwei Hemden hat er mir vom Leib gerissen, an zwei Jacken fehlen die Taschen, einmal hat mir einen Reitstiefel durchgebissen und auch sonst ist er sehr vorsichtig. Eine Hose hat es bisher allerdings nicht dabei erwischt.

Offline Kerha

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #23 am: 20. Dezember 2020, 20:19:08 »
Ich kenne das nur, dass dieses große Pferd meine Klamotten in Fetzen reißt. Zwei Hemden hat er mir vom Leib gerissen, an zwei Jacken fehlen die Taschen, einmal hat mir einen Reitstiefel durchgebissen und auch sonst ist er sehr vorsichtig. Eine Hose hat es bisher allerdings nicht dabei erwischt.

Vergiß nicht die vielen blauen Flecken zu erwähnen...
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Offline Kerha

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #24 am: 20. Dezember 2020, 20:21:05 »
Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt, dann fühlt es sich für Deine Hose auch nicht gut an!

Ihr kennt das Geräusch von reißendem Stoff? Das sofortige Einsetzen eines komischen "kühlen" Gefühls am Allerwertesten? Ja? Ihr versteht, was ich meine, oder?



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Hast Du keinen gefunden, der das sofort fotografiert? So daß Du es erst zu Hause selbst fotografieren mußtest?
Was habe ich Dir erzählt von: jemandem den Fotoapparat in die Hand zu drücken, daß die Situationsphotos gemacht werden können???

*seufz*
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Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #25 am: 21. Dezember 2020, 11:00:14 »
Ich hatte an dem Tag mehr Mühe, meine Mitreiterin davon ABZUHALTEN mir den blanken Pöppes zu fotografieren! Und die paar Meter durchs Dorf zurück zum Stall bin ich auch die ganze Zeit mit dem Popöchen-an-der-Scheckenschulter-klebend gelaufen.

Strippen tu ich doch nur gerne in intimer Runde... nicht fürs ganze Dorf...  8)
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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #26 am: 19. April 2021, 09:40:58 »
Wie komme ich in die Anlehnung? Gerd Heuschmann sagt ganz klar, durch NACHGEBEN. Wobei das natürlich schon krass provokativ ausgedrückt ist. Er meint damit das "Spiel" mit dem Pferdemaul, aufnehmen und immer wieder nachgeben. Erst wenn das Pferd den Kopf/Hals fallen läßt, kommt man hinten zum Treiben und damit in die Anlehnung. So möchte ich das gerne weiter üben.

Aber ich habe es auch schon anders gehört: Anlehnung kommt von Anlehnen, da musse vorne ziehen und hinten Streß machen. Aber mit dem Westernsattel kann ich da ja nix von kennen  ;D

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Offline Melanie

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #27 am: 23. April 2021, 09:32:09 »
Ich hatte gestern jemanden auf dem Pony, der es kann. Sehr schön anzusehen (und gleichzeitig frustrierend, da es eindeutig an der Bedienung liegt und ich die erforderlichen Fähigkeiten leider nicht habe) und toll, "nachzufüllen". Wobei ich Angst hatte, das gute Ergebnis direkt wieder zunichte zu machen.
 Aber wie heißt es so schön, der Weg ist das Ziel. Wir arbeiten daran.
Besser auf neuen Wegen etwas stolpern, als auf alten Pfaden auf der Stelle treten.

Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #28 am: 14. September 2021, 10:18:41 »
Gestern wieder Hausaufgaben auf dem Außenplatz an der Reithalle gemacht. Tempowechsel innerhalb einer Gangart sind jetzt nicht so Lieblings-Übungen vom Pony. Der bremst lieber abrupt ab und parkt mit einem breiten Grinsen im Gesicht.  ::)

Aber gestern konnten wir tatsächlich den Super-langsam-Schnecken-Schritt mit anschließendem groooooßen und schwungvollen Schritt wieder antreten. So langsam fühle ich es, wenn's Ponytier vorne höher wird als hinten beim Laufen *verliebt-bin*
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Offline Nakema

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Re: Wenn es sich für Dich nicht gut anfühlt...
« Antwort #29 am: 20. September 2021, 09:20:35 »
Da fragt die Trainerin mich doch beim letzten mal, ob ich nicht auch das linke Hinterbein im rechten Zügel fühlen würde?

Alder... das Hinterbein fühle ich erst, wenn Akando mir damit auffem Fuß steht!!!

 :2funny: :2funny: :2funny:
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