Autor Thema: Futterneid  (Gelesen 3345 mal)

finche

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Futterneid
« am: 11. März 2016, 21:32:21 »
Hallo, ihr Lieben,

ich bitte um Rat und Hilfe für meine DRP-Stute. Sie steht zusammen mit meinem Moritz in Vollpension. Ich gehe regelmäßig morgens in den Stall, um dort zu misten und sie in den Auslauf zu bringen, jedoch so gut wie nie am Nachmittag, wenn sie wieder in den Stall kommen und fressen. Durch Zufall war ich jetzt mehrmals um diese Zeit dort und ich habe etwas gesehen...

Meine liebe, unfromme Helene ist ausgesprochen futterneidisch. Auf der Wiese hat sie genügend Abstand, um sich ihrem Futter ungestört zu widmen, in der Box fühlt sie sich aber wohl durch Moritz gestört, der die Nachbarbox bewohnt und sich unauffällig verhält - er sucht weder ihre Nähe noch schaut er ihr beim Essen zu: er frißt einfach selber. Am liebsten die Pellets, die sie aus dem Maul verliert, weil sie sich ihm zuwendet und ihn androht mit offenem Maul und zurückgelegten Ohren. Da sie ihn nicht erreicht, beißt sie vor Wut in den Trennbalken. Und das regelmäßig - dem Balken nach zu urteilen.

Dieses Verhalten zeigt sie seit langem (über zehn Jahre).
Moritz scheint das nicht sichtbar aus der Ruhe zu bringen. Beide stehen zusammen im Auslauf und ich kann nichts Nachteiliges feststellen außer vereinzelten Kebbeleien ohne Schäden.

Ihr würde ich aber gern das Leben erleichtern - ich stelle mir vor, daß sie großen Streß hat, wenn sie sich so benimmt. Was meint ihr?

Der Königsweg - genügend räumliche Distanz - ist ausgeschlossen. Die Boxen sind und bleiben klein. Die Trennwand besteht aus einem massiven Metallgitter, das nach oben durch einen genauso massiven Balken abgeschlossen ist, um Verletzungen zu vermeiden. Der Balken reicht Helene bis in Kopfhöhe - sie kann also sich nicht in Moritz Box beugen, um dort zuzubeißen. Die Tröge befinden sich weitmöglichst auseinander an den Stirnseiten der Boxen. An der gegenüberliegenden Wand hängt eine Heuraufe, die sich die Beiden teilen. Es sieht so aus, als würde sich Helene im Futterneid erst einmal möglichst viel Heu herausrupfen und auf dem Boden verteilen. Dort bleibt es dann liegen und wird bemistet. Sie zeigt außerdem schon seit Wochen am Unterhals kahle, aber nicht kranke Stellen - meine Stallbesitzerin, die sie mir überlassen hat - versichert hoch und heilig, das sei jedes Jahr so und ginge im Frühjahr von selbst weg. Ganz sicher sei sie nicht krank und hätte schon gar keine Pilze. Ich muß noch einmal schauen, ob sie sich nicht beim Wüten das Fell abscheuert...

Ich würde mich über Vorschläge mit niederschwelligen Lösungsansätzen freuen - die Weidesaison beginnt bald, ihre Umstände haben sich verbessert, seit sie mit Moritz lebt (deshalb habe ich sie überhaupt bekommen).

Würde z. B. ein Sichtschutz in Höhe der Futterkrippen helfen? Wie hoch/breit müßte er sein?
Was gäbe es sonst noch für Möglichkeiten?

Danke!

Helle Daach,
Finche





Offline Nakema

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Re: Futterneid
« Antwort #1 am: 12. März 2016, 06:44:00 »
Sichtschutz würde ich in jedem Fall probieren. Und da ihre "Attacken" ja überwiegend wegen dem Kraftfutter sind (habe ich jetzt zumindest so verstanden), würde ich das Kraftfutter außerhalb der Boxen in Eimern geben. Soooo viel kann das ja nicht sein, so daß man da eben neben stehen bleiben kann während die beiden Ponys weit entfernt voneinander futtern.

Und zu Test-zwecken würde ich das Heu auch mal an den gegenüberliegenden Seiten füttern. Futternetze gibt es schon für um die 8,- € bei Heunetze Löwers: 4cm Heunetz
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Offline Kerha

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Re: Futterneid
« Antwort #2 am: 12. März 2016, 07:16:22 »
Ich stimme Nakema zu, Sichtschutz ist sehr sinnvoll!
Wo ich bin, ist das Chaos, aber ich kann nicht überall sein.
Hauptsache hier: http://www.weltbestespony.jimdo.com

Offline tuc

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Re: Futterneid
« Antwort #3 am: 12. März 2016, 07:16:52 »
Ich sehe das wie Nakema

finche

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Re: Futterneid
« Antwort #4 am: 12. März 2016, 09:53:44 »
Hallo, Nakema, Kerstin und tuc,

danke für eure Hilfe.

Ich werde versuchen, einen Sichtschutz zu installieren und mir in der nächsten Zeit ansehen, wie sie sich benimmt.
Ich habe bereits gestern angefangen, nach passenden Heunetzen zu suchen - ja, Löwers:-)

Was ist jetzt die letzte herrschende Meinung - Heunetze eher tief (für natürliche Freßhaltung, aber mit der Gefahr, daß sich Hufe im Netz verfangen) oder hoch (mit der unnatürlichen Freßhaltung und ggfs. stärkerer Belastung der HWS durch das Rupfen)? Und sind Heutaschen oder -netze besser geeignet für Pferd und[/]Mensch, der sie ja mindestens zweimal täglich befǘllen muß? Ich frage letzteres, weil ich über fremde Arbeitskraft disponiere...

@Nakema
Ja, Du hast völlig recht - es scheint in erster Linie ums Kraftfutter zu gehen. Sie bekommt welches, er nicht.

Helle Daach
Finche

Offline robin

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Re: Futterneid
« Antwort #5 am: 12. März 2016, 11:29:08 »
Hallo, finche,
Bei uns haben sich diese Netztaschen bewährt, von oben zu füllen, klappst du um, Karabiner dran, fertig. Kannst du dir gerne mal vor Ort anschauen kommen.
http://www.konege.de/epages/17811455.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/17811455/Products/%22HTS/MAXIQUER/45/5%22
L.G.
Pferde berühren die Seele des Menschen:-)

Offline Jessy

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Re: Futterneid
« Antwort #6 am: 12. März 2016, 20:29:16 »
 Ach, ich finde es schwierig eine optimale Lösung zu finden. Wir hatten ja 13 Jahre Offenstall ohne Probleme, alles wurde geteilt (waren ja nur zwei Pferde),dann kam das 3.und wurde nur vertrieben. Separieren bedeutet Einzelhaft, also beließen wir die Situation, inzwischen stehen hier 4 Pferde, zwei Wallache und zwei Stuten. Die Stuten vertagen sich recht gut beim Heu fressen, beim KF hol ich meine raus damit sie in Ruhe fressen kann. Die Wallache muß ich auch beim Heu fressen trennen. Nun sind es Paddockboxen und kein Offenstall mehr.
Die Abtrennungen sind in Rückenhöhe, damit man sich noch beknabbern kann, der Nachteil ist aber, dass die Stuten die Wallache vertreiben wollen oder andeuten zu beißen. Oder sie versuchen Futter zu stehlen.
Seid ca 10 Jahren benutzen wir Heunetze,nur mit der Zeit werd ich das Stopfen leid.
Wenn nicht jetzt,wann dann?!

Offline tuc

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Re: Futterneid
« Antwort #7 am: 13. März 2016, 09:22:44 »
Ich hänge die Netze eher höher auf . Zu groß ist die Gefahr das sie mit den Hufen hängen bleiben.

Bekommen die beiden im Auslauf Heu ? Vllt ist die Fresspause zu lang für die Stute  ?

Offline Nakema

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Re: Futterneid
« Antwort #8 am: 13. März 2016, 09:45:40 »
Meine Pferde sind alle unbeschlagen, da finde ich die Gefahr des "drin-hängen-bleibens" nicht ganz so groß und hänge meine Netzt ca. 50cm über den Boden.
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Offline Jessy

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Re: Futterneid
« Antwort #9 am: 13. März 2016, 20:27:14 »
Die Netze hängen wir so auf,dass sie nicht bis auf dem Boden hängen. Aber so tief wie möglich eben. Ernst ist einmal darin hängen geblieben, obwohl er unbeschlagen ist. Er fing an mit dem Huf zu betteln,.... er hat sich wieder befreit. Also, man kann es nie ausschließen finde ich.
Die Stuten sind nicht so hungrig, dass sie es nötig hätten Heu zu stehlen, sie sind machthungrig und können nicht gönnen.Mehr kann ich denen nicht füttern, da sie eher zu moppelig sind. Manchmal überlege ich sie auch zu trennen, obwohl es dann ja schon fast Boxenhaltung ist. Es würde viel weniger gelaufen alleine, trotz Paddock.
 
Wenn nicht jetzt,wann dann?!

finche

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Re: Futterneid
« Antwort #10 am: 13. März 2016, 21:24:05 »
Hallo, ihr Lieben,

danke für eure Ratschläge und die geteilten Erfahrungen!

Ich wollte die erste Rückmeldung abgeben: wegen großen Zeitmangels, aber gespürtem Handlungsbedarf, habe ich einen Primitiv-Sichtschutz verwendet. Während des gierigen Krippe-Leerens habe ich einfach eine Uralt-Decke über die Abtrennung geworfen. Am ersten Tag war mein Stütchen noch in voller Beißlaune, wenn auch etwas irritiert. Heute aber, am Tag 2, hat sie schon wesentlich beruhigter gefressen. Durch die Decke konnte sie keine Pellets in die Nachbarbox werfen und mein kluges Shetty-Tier hat ziemlich schnell bemerkt, daß sich ein Aufenthalt an der eigenen Krippe mehr lohnt als die Hoffnung auf Pellets auf der anderen Seite der Box. So blieb er auf Abstand - und genau das scheint die Stute für ihre Seelenruhe zu brauchen.

Da ich normalerweise nicht zur Futterzeit im Stall bin, muß ich jetzt nach Dauerlösungen suchen.
Auf jeden Fall war das mit dem (Sicht-)Schutz schon mal ein Treffer!

Danke, Robin, für den Link zu den Konege-Heutaschen. Wenn ihr mit der Qualität einverstanden seid, wäre das vielleicht eine gute Sache. Das Stopfen sieht da einfacher aus als bei den herkömmlichen Netzen, nicht?
Und was die Sache mit dem Verfangen angeht - beide Pferde "luftscharren" - ich werde wohl vorsichtig sein müssen. Und Moritz ist meist beschlagen als Fahrpferd, die Stute nicht.

Danke!

Helle Daach
Finche



Offline Condorline

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Re: Futterneid
« Antwort #11 am: 18. März 2016, 07:36:10 »
Kann mir jemand sagen wie Konege die Maschenweite bestimmt? Diagonlae der Masche oder Länge des "Fadens"? Das macht ja jeder Hersteller anders...

Offline Chrissie

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Re: Futterneid
« Antwort #12 am: 18. März 2016, 13:52:07 »
Wir haben auch so mehrere Futter-Giftzwerge am Stall. Unsere Lösung waren und sind Henkelmänner, also wir hängen den Futtereimer um. Die Pönnelis hatten sehr schnell rausgefunden, der Kumpel nebenan kommt ans Futter nicht ran und gewöhnten sich in Nullkommanix ans ruhige Fressen. Da die Herrschaften nicht Unmengen an Kraftfutter erhalten, ist das kein Riesenzeitaufwand mit dem Eimerum- und abhängen.

finche

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Re: Futterneid
« Antwort #13 am: 18. März 2016, 17:03:54 »
Hallo, Chrissie,

danke für Deine Erfahrungen.

Der Stand hier:
trotz Sichtschutz muß meine Stute sich zeitweise sehr aufregen. Den Höhepunkt habe ich gestern erlebt - die beiden Herzchen stiegen sich an.
Mittlerweile habe ich das Futtern auf den Boden verlegt - statt herkömmlicher Krippen haben sie jetzt flexible Futterschüsseln mit großem Durchmesser, damit sie auch ja das Futter gut erreichen können.

Ich vermute also, daß das Problem tiefer liegt. Wir üben bereits Stehen zur Festigung der Nerven und der Beziehung und machen kleine Fortschritte. Da das Problem aber wohl mittlerweile 20 Jahre alt ist, mache ich mir keine großen Illusionen.

Helle Daach
Finche